Dienstag, 27. April 2010

Wer hat Erfahrungen mit dem "Inneren Schweinehund"?





Wer hat Erfahrungen mit dem "Inneren Schweinehund"? Text von Frank Eric Stockmann / Illustration Jürgen Speh


Die Macht der Gewohnheit zu besiegen ist schon für die meisten Menschen die sich in Veränderungsprozessen befinden schwer genug. Nicht umsonst heißt es im Volksmund, dass Gewohnheiten der härteste Klebstoff der Welt sind und das Menschen reine Gewohnheitstiere sind. Alle die schon einmal versucht haben, sich eine neue Gewohnheit anzutrainieren, können ein Klagelied davon singen. Egal ob man versucht, ein neues Verhalten "häufiger" (z.B. sich mehr zu bewegen) oder ein neues Verhalten "weniger" (z.B. weniger zu Essen) auszuführen, nach ein paar Tagen ist oft alles wieder beim Alten und die neue Gewohnheit - auch wenn der Vorsatz noch so löblich oder wichtig war - ist im Alltag unter gegangen. Und die alte Gewohnheit, z.B. abends lieber nach einem anstrengenden Tag auf dem Sofa liegen zu bleiben, hat wieder gesiegt, weil man seinen "Inneren Schweinehund" nicht überwinden konnte.

Und hier beginnt gleich das Haupt-Problem, wenn man negative Gewohnheiten verändern möchte. Selbsternannte Motivationsexperten predigen im Fall des "Sofas" seit Jahrzehnten eine Methode, die von der modernen Gehirnforschung mittlerweile als falsch erwiesen ist. Die Rede ist hierbei von einem weltbekannten Tier, das dass Problem hat, das es jeder kennt, obwohl es gar nicht existiert. Aber weil es so einfach und logisch klingt - genau so wie die Geschichte vom Weihnachtsmann - glauben Generationen von Veränderungswilligen an den Mythos vom "Inneren Schweinehund" und haben ein schlechtes Gewissen, wenn es mal wieder nicht mit dem Umsetzen geklappt hat.

Dieser "Innere Schweinehund" wird immer bemüht, wenn es jemanden nicht gelungen ist, einen Vorsatz umzusetzen oder dranzubleiben. Dann kommt von Motivationsexperten oft der Rat: "Sie müssen Ihren "Inneren Schweinehund" überlisten" und mit Willenskraft an Ihren Zielen hart arbeiten.

Diese fälschliche Ansicht, dass in unserem Gehirn ein innerer Saboteur lebt, hält sich in der Literatur schon seit dem Mittelalter. Und als Waffe gegen diesen Saboteur wird uns seit dem Mittelalter auch immer das Gleiche gepredigt: "Sie müssen mit der Kraft Ihres Verstandes Ihren wahren Wesenskern finden, die dunkeln Ecken Ihrer Psyche erhellen, zur Einsicht kommen und die minderwertigen Anteile Ihrer Persönlichkeit mit der Kraft Ihres Verstandes in den Griff bekommen. Dazu müssen Sie den "Inneren Schweinehund - der Sie mit Bequemlichkeit und Faulheit von Ihren wahren Zielen ablenken will - austricksen und besiegen. Abgesehen davon, das es nur die allerwenigsten überhaupt schaffen, im Alltag und neben dem Beruf - in dem man ja schon alles gibt - auch noch Vorsätze erfolgreich zu verwirklichen, hat die Überbewertung der Willenskraft auch viel Schaden angerichtet. Und zwar deshalb, weil den meisten die Vorsätze verwirklichen möchten und gescheitert sind, permanent ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. Und dieser vermeintliche Mangel an Selbstdisziplin führt zu Frust und oft auch zur kompletten Aufgabe des Vorsatzes.

Diese Vorstellung, das man sich selbst manipulieren muss um seine Ziele zu erreichen, hält sich so hartnäckig, das sie inzwischen auch Bestandteil für viele Weiterbildungsmaßnahmen von Führungskräften geworden ist. Die Idee von einem "inneren Schweinehund", der unsere Vorsätze sabotiert ist vermutlich deshalb so beliebt, weil es so einfach ist daran zu glauben, dass man mit der Kraft des Willens alleine jedes Ziel erreichen kann. Und in der Führung von Mitarbeiter ist es noch einfacher, denn man muss als Führungskraft nur seine Mitarbeiter ständig an die Macht des Willens erinnern - positive Beispiele aus dem Leistungssport gibt es ja viele - und schon haben Sie ein schlechtes Gewissen, weil Ihr Wille nicht stark genug gewesen ist.

Auch wenn die Idee von einem "Inneren Schweinehund" noch so einleuchtend klingt, wenn Sie wirklich funktionieren würde, dann würden es mehr Menschen schaffen, sich dauerhaft selbst zu motivieren und ihre Vorsätze umzusetzen. Dann hätten weniger Veränderungswillige Probleme damit, überhaupt anzufangen oder langfristig an ihren guten und logischen Absichten "dranzubleiben".

Gibt es eine moderne Lösung für dieses Problem, die ohne Quälmethode und "schlechtes Gewissen" auskommt? Ja, und die neue Methode heißt ZRM. ZRM ist eine praxiserprobte Methode, die von Maja Storch & Frank Krause an der Universität Zürich entwickelt worden ist.

ZRM erfreut sich immer größerer Beliebtheit, wenn es darum geht, Gewohnheiten zu verändern und neue Routinen aufzubauen. Die Methode ZRM (Zürcher Ressourcen Modell) und hat sich bewährt bei der gezielten Entwicklung von neuen Handlungsspielräumen von Personen, die positive Absichten verwirklichen möchten. ZRM verwendet in seinen Erklärungsmodell zur Handlungssteuerung von Menschen eine moderne neurobiologische Sichtweise. Hierbei werden die zwei klassischen Systeme eines Menschen zur Handlungsteuerung "Bauchgefühl" und "Verstand" aber gleichgewichtet. Kein System ist dabei minderwertig oder muss ausgetrickst werden, um Gewohnheiten zu verändern. Im Vordergrund steht deshalb bei der ZRM-Methodik, das die Teilnehmer den Umgang mit beiden Systemen lernen und das Wissen erwerben, wie man "Bauchgefühl" und "Verstand" optimal miteinander koordinieren kann. Dies führt nachweißlich zu besseren Entscheidungen und hilft Menschen dabei, Ihre Absichten auch oder Druck und Stress langfristig umzusetzen.

Ich schreibe gerade an einer Veröffentlichung genau zu diesem Thema. Über Willenskraft und Verstandestätigkeit ist in unserer Kultur bereits viel geschrieben worden. Doch wie man die Fähigkeit lernen kann, mit seinem "Bauchgefühl" und seinen "Unbewussten Systemen" umzugehen, ist noch nicht in der Alltagswelt leider nicht angekommen. Hier existieren noch die wildesten Mythen, angefangen vom "Inneren Schweinehund" bis hin zu sagenumwobenen Geschichten aus der Esoterikwelt.

Mein erklärtes Ziel ist es, den "Inneren Schweinehund" zu fangen und letztendlich durch eine neue neurobiologische Sichtweise zu ersetzen. Und dazu brauche ich Ihre Unterstützung.

Schreiben Sie mir bitte Ihre Erfahrungen mit Ihrem "Inneren Schweinehund". In welchen Situationen ist es Ihnen gelungen, Ihre Vorsätze langfristig umzusetzen und welche Vorsätze konnten Sie auch mit noch so viel Willenskraft bis heute nicht verwirklichen? Welche Methode hat Ihnen am besten geholfen, Ihre Absichten umzusetzen und welche Methode hat bei Ihnen überhaupt nicht gewirkt? Welche Vorsätze sind Ihnen besonders schwer gefallen umzusetzen und bei welchen Vorsätzen wünschen Sie sich ganz konkrete Tipps, wie man Absichten auch unter Alltagsstress umsetzen kann.

Ich freue mich über viele Kommentare und Zuschriften, die ich im Praxisteil meines Buches verwenden kann.


Herzliche Grüsse Frank Eric Stockmann

www.stockmann-produkt.de

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